Salinomycin: Krebsmedikament der Zukunft?
Salinomycin wird derzeit im humanmedizinischen Bereich für die Behandlung bestimmter Krebserkrankungen erforscht. Es könnte ein höchst vielversprechendes Medikament im Kampf gegen den Krebs werden.
Das ionophore Polyether-Antibiotikum Salinomycin stammt ursprünglich aus der Veterinärmedizin. Hier wird das Natriumsalz als Futterzusatz verwendet, um eine Protozoeninfektion durch Kokzidien zu verhindern, die den Darm, die Leber und die Niere von Tieren befällt. Salinomycin wurde als chemische Totalsynthese erstmals im Jahr 1998 aufgeführt.
Salinomycin wird durch Streptomyces-albus-Stämme, eine Gattung der Actinobacteria, abgebildet. Diese grampositiven Bakterien produzieren das Polyether-Antibiotikum Salinomycin. Sie haben einen hohen Guanin-/Cytosin-Gehalt (ein Synonym von Nukleinsäure-Molekülen). Für die Medizin (veterinär und human) sind die vielen, antibiotikaproduzierenden Streptomyces-Formen grundsätzlich von Bedeutsamkeit.
Salinomycin vernichtet Krebsstammzellen hundertfach stärker
Im Toronto General Research Institute wurden im Jahr 1997 von John Dick erstmals sogenannte Krebsstammzellen (Tumorstammzellen) entdeckt. Inzwischen gehen viele Experten und Forscher davon aus, dass diese entarteten Zellen der Ursprung für eine spätere Krebserkrankung sind. Da die Krebsstammzellen nicht mit einer Zytostatika-Therapie abgetötet werden können, besteht durch das Weiterleben des Patienten die Möglichkeit, dass die Tumorstammzellen irgendwann wieder Rezidive (Metastasen) bilden.
Die bösartigen, schlafenden Krebsstammzellen produzieren bestimmte Proteine, sogenannte ABC-Transporter. Diese lagern sich in der Membran von Zellen ein und führen dazu, dass Zytostatika nicht wirken können. Salinomycin scheint laut aktueller Forschung diese Resistenz zu umgehen, da es selbst wie ein ABC-Transporter funktioniert.
Salinomycin als Antibiotikum soll die bösartigen Tumor-Schläferzellen gezielt in den Selbstmord treiben können. Die Anwendung soll deren programmierten Zelltod herbeiführen. Salinomycin gilt deshalb als neue, effektive Waffe gegen die bösartigen Krebsstammzellen: Sie werden hundertfach stärker abgetötet als mit dem Chemotherapeutikum Paclitaxel.
Erste klinische Studien wurden von den Forschern um Cort Naujokat vom Universitätsklinikum Heidelberg beantragt. Der Weg für Salinomycin in der Krebs-Therapie ist jedoch noch sehr weit.
Verwendung von Salinomycin in der Krebs-Therapie kommt derzeit nicht in Frage
Bisher wurden Tumorstammzellen als Verursacher von Krebserkrankungen nicht klar bewiesen. Wenn nachgewiesen werden kann, dass Salinomycin nicht nur zum Rückgang eines Krebstumors führt, sondern auch Rückfälle (Metastasen) und Resistenzen vermeiden kann, wäre ein hervorragender neuer Ansatz für die Krebs-Therapie sowie der Beweis für die Existenz von krebsverursachenden Tumorstammzellen gefunden.
Die Verwendung in der Krebs-Therapie beim Menschen kommt jedoch beim derzeitigen Forschungsstand noch nicht in Frage. Experimente an Mäusen zeigten eine aktive Wirkung von Salinomycin zumindest gegen Brustkrebs-Stammzellen. Als nächste Forschungsstufe wurden weitere Experimente an Tieren durchgeführt, welche einen dem Menschen ähnlicheren Organismus haben.
Aktuell wurde Salinomycin an vier Krebspatientinnen mit einem metastasierenden Brustkrebs experimentell ohne Arzneimittelzulassung getestet, bei denen bereits alle anderen Behandlungsmöglichkeiten gescheitert waren (sogenannter individueller Heilversuch). Die Patientinnen konnten jedoch nicht gerettet werden.